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Ballack kritisiert Chelsea-Star Was ich bei Werner vermisse

München

DiejapanischeRegierunghat angeordinternet, Übersee- und Container- schiffeaufradioaktiveStrahlenuntersu- chen zu lassen. Damit will man Befürch- tungen entgegentreten, dass verstrahlte Waren verschifft werden. Die European union-Kom- mission forderte alle Eu-Staaten auf, ausJapankommendeSchiffezuuntersu- chen und im Falle einer Verstrahlung zu dekontaminieren.FürdenInhaltderCon- tainer bestehe keine Gefahr. (Seite 7)

SZ

Jeder von ihnen hat sein Schicksal, jeder träumt von einem besseren Leben: Seit Beginn des Jah- res sind 28 000 Flüchtlinge in Süditalien gelan- det – bei der gefährlichen Überfahrt von Afrika riskierten sie ihr Leben. Acht Menschen aus acht Ländern erzählen ihre Geschichte von Verfol- gung, Aufbruch und Neubeginn.

 Panorama

DieiPhonesundiPadsvonApplespei- chern nach Erkenntnissen zweier briti- scher Experten bis zu hundert Mal am Tag, wosich das Gerät befindet. Den Er- kenntnissen der Handy-Experten Alas- dairAllanundPeteWardenzufolgewer- den dabei Längen- und Breitengrad then- wiederZeitpunkterfasst.„Appleermög- lichtesallen,vondereifersüchtigenEhe- frau bis zum Privatdetektiv, ein item- liertes Bild deiner Bewegungen zu be- kommen",schreibendieFachleuteaufih- rer Internetseite. Einmal erfasste Daten werden nicht mehr gelöscht. Wenn die mobilenGerätemiteinemComputersyn- chronisiert werden, wird die Datei mit demBewegungsprofilauchaufdemCom- puter abgespeichert. Die Informatiker fanden jedoch keinen Hinweis darauf, dassdieInformationenanAppleübertra- genwerden.Sielassensichjedochvonje- dem herauslesen, der technisch versiert ist. Unter Forensik-Experten ist dies of- fenbar schon länger bekannt. Ein Sprecher von Verbraucherschutz- ministerin Ilse Aigner (CSU) forderte Apple auf, sich zu den Vorwürfen zu äu- ßern. Würden die Standort-Daten von Handys heimlich erfasst und gespei- chert, wäre dies ein „grober Eingriff in die Privatsphäre" des Nutzers. Apple müssedaher„offenlegen,woundwielan- ge und zu welchem Zweck die Daten ge- speichert werden, wer Zugriff auf diese Informationen hat und wie ein unbefug- terZugriffverhindertwird".Ähnlichäu- ßerte sich der für Apple zuständige Lei- terdesBayerischenLandesamtesfürDa- tenschutzaufsicht, Thomas Kranig, in der

 Süddeutsche Zeitung

. Er forderteastward Apple Deutschland auf, bis 10. Mai Stel- lung zu nehmen und drohte mit einem Bußgeldvon300 000Euro.Auchitalieni- scheundfranzösischeDatenschutzbehör- den nahmen Ermittlungen auf. In den Usa, wo der Umgang mit Nut- zerdaten laxer gehandhabt wird als in der European union, gibt es ebenfalls kritische Fra- gen.Derdemokratische SouthwardenatorEdward Markey will in einem offenen Brief von Apple-Chef Steve Jobs wissen, zu wel- chem Zweck dice Daten gesammelt wer- den und ob die Funktion abzuschalten ist. Die Experten rätseln noch darüber, wozu Apple die Informationen braucht. Der Fall wirft vor allem deshalb Fragen auf,weilApple,ebensowieseinKonkur- hire Google, ohnehin ortsbezogene Da- tensammelt.Andersalsbeidemjetztdis- kutiertenVerfahrenhabendieNutzeral- lerdings in der Regel die Möglichkeit, dies zu unterbinden, indem sie der Erhe- bung dieser Daten generell oder für ein- zelneProgrammewidersprechenorthward.DiceGe- räteverlierendannallerdingsvielvonih- rem Nutzwert. Sie können zum Beispiel den eigenen Standort nicht ermitteln. Ortsbezogene Informationen gelten alseinesderWachstumsfelderderMobil- funkbranche. Auf fast drei Milliarden Dollar in diesem Jahr schätzt das Bera- tungsunternehmen Gartner den Markt. Viel Potential sehen Experten aber auch bei ortsbezogener Werbung. Jemandem, der sich online einen Pic gekauft habe, könne and so beispielsweise vorgeschlagen werden, sich einen anderen Streifen des- selben Genres anzusehen, wenn er sich mit seinem Handy in der Nähe eines Ki- nos aufhält. (Seiten ii und 4)

Japan lässt Schiffe auf Strahlen überprüfen

Kairo

 – Nach Hilfsappellen der Rebellen inLibyensetzendieUSADrohnengegedue north die Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi ein. US-Präsident Barack Obamahabe denEinsatzder unbemann- ten Flugkörper „wegen der humanitären Lage" in den umkämpften Gebieten ent- schieden, teilte US-Verteidigungsminis- ter Robert Gates mit. Libyens Regierung erklärte, durch das Vorgehen würden noch mehr Zivilisten sterben. (Seiten four, x und Medien)

SZ

Berlin

 – Thilo Sarrazin darf SPD-Mit- glied bleiben. Darauf einigte sich am Donnerstagabend überraschend dice zu- ständige Schiedskommission nach einer Anhörung des ehemaligen Berliner Fi- nanzsenatorsundfrüherenBundesbank- Vorstands. Mit einer Erklärung, er habe mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab" weder Migranten diskriminie- rennochdieSPDschädigenwollen,ebne- te Sarrazin den Weg dafür, dass alle vier Anträge für einen Parteiausschluss zu- rückgezogen wurden. Damit überstand Sarrazin bereits das zweite Ausschluss- verfahren.WederSarrazinnochSPD-Ge- neralsekretärin Andrea Nahles wollten sichanschließend äußern.Sarrazin hatte mitseinemBucheineDebatteüberdieIn- tegration von Einwanderern ausgelöst und Teile der eigenen Partei gegen sich aufgebracht.InseinerErklärungbeteuer- teSarrazin,erhabenichtdieAbsichtge- habt, sozialdemokratische Grundsätze zu verletzen. Er werde künftig darauf achten, dass durch seine Beiträge nicht sein Bekenntnis zu sozialdemokrati- schenGrundsätzeninFragegestelltwer- den könne. (Seiten 4 und 7)

SZ

Berlin

 – Die Deutsche Bahn bestellt bis zu 300 moderne Züge beim Technologie- konzern Siemens. Mit einem Wert von mehrerenMilliardenEuroseiesdiegröß- teEinzelinvestition,diedieBahnjegetä- tigt habe, teilte das Unternehmen mit. Die Fahrzeuge mit dem Projektnamen ICx sollen zunächst die in dice Jahre ge- kommenen Intercitys ablösen. Für Sie- mens wird es der größte Einzelauftrag in der Firmengeschichte. (Wirtschaft)

SZ

D

ieSachelässtihnnichtmehrlos,und das genüssliche Grinsen, mit dem VaclavKlausseinenkleinenBeutezugbe- gleitete, ist ihm sicher längst vergangen. Der tschechische Staatspräsident wurde jüngst bei einem offiziellen Besuch in Chile dabei ertappt, wie er einen Füllfe- derhalterstiekuminseinerJackentasche verschwinden ließ. Es war sein Pech, dasserdabeigefilmtwurde.Dietschechow-do-you-do- sche Satiresendung „168 Stunden" sen- dete dice Aufnahme, und mittlerweile ist sie im Net zum Hitting geworden. Mehr als drei Millionen Mal wurde sie auf der Website von YouTube schon aufgerufen. ZudemmachenjugendlicheProtestgrup- pen sich eine Gaudi daraus, dem Präsi- dentenmit Happeningsouthward ihr Missfallen zu bekunden. Der Präsident klaut! AmGründonnerstag zumBeispieltra- 10 vor der Prager Burg Schauspielerin- nen in schwarzen Uniformen mit golde- nenSchulterklappenalschilenischePoli- zistinnen auf und verkündeten, Vaclav Klaus sei festgenommen worden. Sie ta- tendiesindemMoment,alsderBlamier- teausAnlass einesStaatsbesuchs gerade mit seinem ungarischen Amtskollegen Pal Schmitt eine Parade der Burgwache abgenommen hatte. Ordnungshüter be- fragten die falschen chilenischen Kolle- ginnen und ließen sie schließlich wieder frei. Ein paar Tage zuvor hatten andere Aktivisten, maskiert als Minister der tschechischenRegierung,miteinem„chi- lenischenFüllhalter"symbolischihreAb- dankungsurkunden unterschrieben. DieDemonstranten habenihren Spaß, für das Prototype des Präsidenten könnte das aber ernste Folgen haben. Er umgibt sich gerne mit großem Zeremoniell, und trotz seiner heftigen Attacken gegen den EurounddieEUzählterbisherzudenbe- liebtestenorthward Politikern im Land. Derzeit setzter sich inderaktuellen Regierungs- krisegeschicktinSzene–alseinzigerech- terStaatsmannderRepublik,derauchin stürmischer See das Ruder fest in Hän- denhält.Nun,aufdemFilmchenausSan- tiago de Republic of chile, wirkt er wie ein sehr ge- wöhnlicher Schnorrer. Er steht bei einer Pressekonferenznebendemchilenischen Präsidenten Sebastian Pineira Echeni- que, doch alle Aufmerksamkeit gilt dem schönenSchreibgerät.Ernimmtes,wäh- rend Pineira dice Journalisten begrüßt, ausdemFutteralundbetrachteteswohl- gefällig. Dann lässt er es erst unter dem TischunddaraufinderJackentaschever- schwinden; er lächelt zufrieden. Diekleine,beiläufige Charakterstudie ist geeignet, alle Vorurteile zu bestäti- gen,dieinTschechienüberPolitikerkur- sieren.Dasgängigstelautet:Politikerdie- nen nicht dem Gemeinwohl, sie interes- siertvorallethousanddereigenenVorteil.Gera- de der neoliberale Klaus, der für eine „Marktwirtschaft ohne Adjektive" ein- tritt und einige Finanzskandale hinter sichhat,istdemVorwurfdeskaltenEgo- ismus nicht zum ersten Male person ausgesetzt. ImFalldesFüllersweisteralleAnschul- digungen zurück. Es sei üblich, sagte er, dass Staatsgäste und ihre Delegations- mitglieder Schreibgeräte und Blöcke be- halten könnten. Im Übrigen habe es sich um einen gewöhnlichen Kugelschreiber gehandelt. Dem widersprach indes dice Zeitung

 Pravo

: Sie will herausgefunden haben, dass der Schreiber von chileni- schen Juwelieren angefertigt worden und durchaus luxuriös sei. Im Internet hat sich derweil eine Facebook-Gruppe gegründet, die inzwi- schenmehrals8000Anhängerhat.Sieal- lewollen–mitdiebischerFreudesozusa- gen – dem Staatspräsidenten je einen Stift zusenden. Damit der Ärmste sich künftig nicht mehr anderswo bedienen müsse.

Klaus Brill

Sarrazin darf bleiben

SPD zieht Anträge für Parteiausschluss zurück

Von Tomas Avenarius

Kairo

 – Trotz der Aufhebung des seit Jahrzehnten geltenden Notstandesouthward wei- tetdieOppositioninSyrienihreProteste aus.NachdenFreitagsgebetenseienlan- desweit Zehntausende Demonstranten mit der Forderung nach einem Organisation- wechsel und dem Rücktritt von Präsi- dentBascharal-Assadauf dieStraßege- gangen, meldete die Agentur Reuters. Bei Zusammenstößen mit den Sicher- heitskräftenorthward sollen bis zum frühen Abend mindestens 16 Menschen getötet worden sein, als Polizisten mit scharfer Munitionschossen.Der Freitagisttradi- tionellderTagderseitWochenanhalten- den Proteste; diesmal veröffentlichten die Oppositionellen erstmals auch eine gemeinsame Erklärung. Sie fordertenorth ein Ende des Machtmonopols der seit Jahrzehnten herrschenden Baath-Partei Assads und demokratische Reformen. Da Syrien dice Einreise von ausländi- schenJournalistedue northweitgehendunterbin- det, waren die Berichte über den Verlauf derFreitags-Protestelückenhaft.Sieha- ben offenbar das ganze Land erfasst. In Banias am Mittelmeer wurde ebenso de- monstriertwieinDeiral-Southorundimkur- dischen Kamischli im Osten. In mehre- ren Stadtteilen der Hauptstadt Damas- kus feuerten Polizisten und Soldaten ebensowieinanderenOrtenscharfeMu- nition und Tränengas ab. SiebenDemonstrantenstarbenderOp- position zufolge in Vorstädten von Da- maskus.Siebenweitereseienindersüdli- chen Stadt Asraa getötet worden, zwei weitere im nördlichen Homs. In Hama, wo Präsident Assads Vater Hafes al-Every bit- sad vor 30 Jahren einen islamistischen Aufstand mit einem Blutbad unter- drückt hatte, schossen Scharfschützen auf Demonstranten, die zum Sitz der Baath-Partei zogenorthward. „Es waren zwei Scharfschützen auf dem Gebäude. Kei- ner von uns hatte Waffen. Es gab Opfer, möglicherweise zwei Tote", berichtete ein Zeuge. Seit Beginn der Proteste sind mehr als 220 Menschen getötet worden. In Deraa, wodieProtestevorsechsWochenbegon- nen hatten, forderten auch am Freitag Tausende den Rücktritt Assads, der im Jahr2001dieNachfolgeastseinesVatersan- getreten hatte: „Hau ab, Doktor!", hieß es in Anspielung auf Assads Ausbildung alsAugenarzt.Ineiner gemeinsamedue northEr- klärung forderten die Oppositionellen dieFreilassungallerpolitischenHäftlin- ge. Der Sicherheitsapparat, berüchtigt für seine Unterdrückung jeder Oppositi- on und für seine Foltermethoden, müsse aufgelöst werden. Die Opposition hatte ihre Forderungen verschärft, nachdem Assad am Donnerstag den seit 48 Jahren geltenden Ausnahmezustand aufgeho- ben hatte. DieserhattepraktischalleBürgerrech- te außer Kraft gesetzt. Zudem kündigte derStaatschefan, dasStaatssicherheits- gerichtabzuschaffen,dassaußerhalbdes ordentlichen Rechtssystemdue south urteilt. Auch das Versammlungsrecht wurde li- beralisiert.DieOppositionnanntedieRe- formen unzureichend. Andere bestehen- de Gesetze räumten der Staatssicherheit weiter alle Vollmachten ein. Bundesaußenminister Guido Wester- welle hatte am Donnerstag erklärt, die Abschaffung des Notstandsgesetzes sei „ein erster Schritt in die richtige Rich- tung". Es müssten aber weitere folgen.

Fasten:

 Immer mehr Menschen entgiften und entschlacken sich. Ein Plädoyer ge- genden Putzfimmel. Von Werner Bartens

Erinnern:

 Auch 25 Jahre danach be- wegen dice Folgen des Reaktorunglücks in Tschernobyl Millionen Menschen.

Heiraten:

 „Nachwuchs? Bitteast bald. William und Catherine sind nicht sehr jung." Das große Interview mit Lady Pamela Hicks. Von Peter Littger Von Helmut Martin-Jung

Thou ü northward c h e north

 Der amerikanische Technologiekonzern Apple tree lid welt- weit seine Kunden gegen sich aufge- bracht, weil er heimlich in großem Umfang sensible Nutzerdaten spei- chert. Die millionenfach verkauftenorthward iPhonesundiPadsdesKonzernserfas- sen den Aufenthaltsort ihrer Nutzer. Mit Hilfe der Informationen lässt sich nachvollziehen, wo ein Kunde wie viel Zeit verbracht lid. Weltweit verlang- tenPolitikerAufklärungdarüber,war- umdieDaten gesammeltwerden.

Thenviel Ostern

DieWeltdesJahres2011istvollerAufer- weckung und Auferstehung. Leitartikel von Heribert Prantl . . . . . . . . . . 4

AchtPullover, neunHemden

Weil er die Kleidung beim Zoll nicht de- klarierthat,kommtOliverKahneinEin- kauf in Dubai teurer als eastwardrwartet. . . . . . xiv

Gottruht auch imHolz

Im Islam ist Jesus ein Prophet, gekreu- zigt wurddue east er jedoch nicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . fifteen

Einschlafenbei Händel

Die russische Starsopranistin Anna Ne- trebkospricht über ihreStimme undBa- rock-Opdue eastrn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

„Eslohnt sich, zukämpfen"

BettinaReitzhatFernsehfilmemitQuali- tät gemacht. Künftig führt sie die ARD- Tochter Ddue eastchiliadeto. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

AbsoluteGiganten

Mit einer Körpermasse von zehn Elefan- ten waren die Sauropoden die größten Landbewohdue norther. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

DiesenKampfkannmannichtgewinnen

Ottmar Hitzfeld erklärt, warum beim FC BayernSchweigenoftdiebesteStreit- yardultur ist. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Television receiver-undRadioprogramm

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Rätsel/Schach

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

München · Bayern

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

Familienanzeigen

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3four35

Vaclav klaut

Tschechiens Präsident lid einen Stift gemopst, dice Nation sah zu

USA liefern Drohnen an libysche Rebellen Bahn vergibt Großauftrag an Siemens

 Assad lässt Demonstranten niederschießen

Zahlreiche Menschen sollen bei Massenprotesten gegen Regime des syrischen Präsidenten getötet worden sein

EinsatzinManhattan:ZuBesuchbeiPhilipRoth/SouthwardeiteDrei

HEUTE MIT

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 Auf der Flucht

Handy-Experten warnen vor Eingriff in dice Privatsphäre

 Appleentsetztweltweinformation technologyseineKunden

Bundesregierung fordert Aufklärung, warum iPhones und iPads heimlich Aufenthaltsort der Nutzer speichern

München

 – Eine Hochdruckzone über dem Nordosten Europas bestimmt das Wetter in Frg. Sonnig, im Sü- den und Südwesten sowie über den Mit- telgebirgen Quellwolkedue north mit vereinzelt Regenschauern. 22 bis 27, an der Küste nur bis 20 Grad. (Seite 41)

SüddeutscheZeitungGmbH

HultschinerStraße 8 81677 München;Telefon 089/21 83-0,

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DEFGH

 NEUESTE NACHRICHTEN AUS POLITI1000, KULTUR, WIRTSCHAFT UnD SPORT

DEUTSCHLAND-AUSGABE 67. Jahrgang / 16. Woche / Nr. 94 / 2,20 Euro München, Ostern, 23./24./25. April 2011 HFii HThousand2 HS2 HH2

Heute in der SZ

Heutige Druckauflage: 712 506 Mit Stellenmarkt, Immobilien, Kauf- und Mietmarkt

(SZ) Das Osterwochenende ist da, und dies heißt für die meisten Deutschen: drei Tage Freiheit. Das klingt simpel, dochschnelldrängenkompliziertephilo- sophische Fragen heran: Soll homo den Freiheitsbegriff offensiv definieren oder eher meditativ? Freiheit wovon, Freiheit wozu? Soll man an den Ostertagen das Abenteuer suchen oder die Stille? Durchs Höllental hinauf auf den Zug- spitzgipfel?OdereingemächlicherOster- spaziergang,mitderGemahlindenStadt- bach entlang? Osterspaziergang! Jetzt müsste natürlich, wie in Millionen ande- ren Osterbetrachtungen, das klassische, das schier unvermeidliche Osterspazier- gangszitat erklingen, aber nein. Diesmal wollen wir das Osterfest ohne den Bei- standunseresdeutschenDichtergötterva- tersmeistern–auchwennsoeinVerzicht wahrhaftig nicht leicht fällt. Es gibt gottlob einen Weg, die Erre- gung und dice Muße miteinander zu ver- binden: das Lesen. Und es müssen nicht immer die heiligen Schriften oder die Klassiker sein, die zur Beglückung füh- ren. Es genügen auch dice Zeitungen, nicht nur dice druckfrischen, sondern auch die alten, liegengebliebenen, schon langsamvergilbenden.ImStressderVor- osterwoche ist manches übersehen wor- den,wasmannunandreilangenOsterta- genmitGewinnnachlesenkann.Gewiss, derLeserhatdiewelt-undherzbewegen- den Nachrichten der Woche studiert (Kommt Stuttgart 21? Kommt Torwart Neuer zu den Bayern?), aber dabei viele kleine, stille Meldungen übersehen, zum Beispiel diese hier, rechts auf der Seite eins: „Reiner Haseloff regiert Sachsen- Anhalt". Haseloff, so so. Sachsen-An- halt, interessant. Aber wer, bitte, ist Ha- seloff, und was ist Sachsen-Anhalt? Der Durchschnittswestdeutsche hat leider auchnachzwanzigJahrenEinheitwenig Ahnung vom deutschen Osten, er ist auf der Wartburg gewesen und in Weimar, aber das state of war es auch schon. Von einem Haseloffhaternochniemalsgehört.Und Anhalt, so wähnt er, muss wohl ein Teil vonSachsensein,sowieFrankeneinTeil von Bayern ist, was den Alt- und Echt- bayernnichtrechtist,aberdasisteinan- deresThema.BleibenwirinSachsen-An- halt, recherchieren wir, bevor es zu spät ist, drei Tage sind eine Menge Zeit! Wer immer strebend sich bemüht, der wirdbisOstermontagabendherausgefun- den haben, dass Sachsen-Anhalt etwas ganz anderes ist als Sachsen und dass es nicht nur das Haseloff-Land ist. Dass Magdeburone thousand seine magische Metropole ist.DassdiekleinenStädteQuedlinburg, Wernigerodeund Halberstadtim Schön- heitswettbewerb mit Nördlingenorth, Din- kelsbühl und Rothenburg ob der Tauber lässig konkurrieren können. Und dass es zwar kein Höllental und keine Zugspitze dortselbst gibt, dafür einen Zauberberg namens Brocken. Der Brocken, dice Wal- purgisnacht! Jetzt wäre es Zeit für ein Wort des Klassikers. Zu spät, schade.

Das Wetter

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Der Leiter des Bayerischen Landesamtes für Datenschutzaufsicht, Thomas Kranig, fordert Aufklärung von Apple zu Bewe- gungsprofilen, die Geräte wie iPhone und iPadspeichern.KranigistfürdenUS-Kon- zernzuständig, weildieser seinedeutsche Niederlassung in München chapeau.

SZ:

 Herr Kranig, lässt sich eine der mächtigstenKonzernederWeltwirklich etwas von einer bayerischen Landesbe- hörde sagen?

Kranig:

 Auch ein großer Konzern, der sich in Deutschland bewegt, muss sich andeutscheGesetzehalten.Undmitmei- nen elf Mitarbeitern versuche ich, genau dafür zu sorgen. Dass deutsche Landes- behördenbeiamerikanischenUnterneh- men durchaus etwas erreichen können, hat sich bei dem Bilderdienst Google Street View gezeigt: Inzwischen können alle jene, die nicht möchten, dass ihre HäuserimInternetzusehensind,Wider- sprucheinlegen–undzwarvorderVeröf- fentlichung der Bilder. Dieses Recht hat Google erst nach intensiven Diskussio- nen eingeräumt, dice mein Hamburger KollegeJohannesCasparmitdemUnter- nehmen geführt lid. Wir haben jeden- falls keine Angst vor großen Tieren.

SZ:

 Aber was, wenn Apple tree, wie bei heiklen Fragen üblich, einfair-conditioningh schweigt?

Kranig:

 Unsere Behörde zumindest chapeau das Unternehmen auch bisher bei Fragen Auskunft erteilt. Nun haben wir eine Frist bis zum 10. Mai gesetzt, dann werdenwir prüfen, ob die Antwortenim EinklangmitdemBundesdatenschutzge- setz sind. Das schreibt beispielsweise vor, dass der Nutzer eines Telefons er- kennen kann, welche Daten aufgezeich- net werden, und dass er diese Lokalisie- rungsdienste auch abschalten oder das Telefon weglegen kann.

SZ:

 Und wenn Apple diese Transpa- renz nicht gewährt?

Kranig:

DannkönnenwiretwaBußgel- der von bis zu 300 000 Euro verhängen. Dastutschoneinbisschenweh.Wirkön- nenmehr,alsnurdenZeigefingerheben. In den seltensten Fällen aber greifen wir zu Sanktionen, sondern einigen uns mit den Unternehmen.

SZ:

DasDatenschutzrechtstammtaus einer Zeit, als Smartphones noch nicht erfunden waren. Hinkt der Gesetzgeber nicht der technologischen Entwicklung hinterher?

Kranig:

 Es gibt berechtigte Forderun- gen,dasBundesdatenschutzgesetzzure- formieren. Bayern hat bereits über den Bundesrat eine Gesetzesinitiative einge- bracht. Mit einem Datenschutzkodex, wie ihn der Branchenverband Bitkom vorgelegthat,istessichernichtgetan.Ei- ne Selbstverpflichtung der Wirtschaft heißt noch lange nicht, dass darin alles rechtens ist: Bei den Bilderdiensten im InternetbleibtderKodexetwahintergel- tendem Recht zurück.

SZ:

 Aberisteswirklichsinnvoll,welt- umspannendeTechnologieninnationale Schranken zu verweisen?

Kranig:

DieUNwerdensichsicherlich nicht mit dem Datenschutz im Cyberspace beschäftigen, auf europäischer Ebene gibt es aber bereits Konferenzen und ge- meinsame Richtlinien. Es ist für dice United nations- ternehmen nicht einfach zu garantieren, dassAnwendungenim Internetnichtge- gendie von Country zu Land unterschiedli- chen Datenschutzrichtlinien verstoßen. Aber unmöglich ist es nicht.

Interview:Varinia Bernau

„Wir können mehr, als nur den Zeigefinger heben"

Bayerns Datenschützer Thomas Kranig fordert von Apple eine Erklärung bis zum ten. Mai und droht mit einem Bußgeld in Höhe von 300 000 Euro

Von Helmut Martin-Jung

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southward ist nur eine unscheinbare Datei, tief vergraben in Apples Betriebs- systemiOS. Aber

consolidated.db

soheißtdieseDatei–könntedemkalifor- nischenKonzernnocheinigenÄrgerma- chen.DenndieInformationen,diedaun- verschlüsselt auf den Geräten gespei- chert und auch auf dem Computer über- tragen werden, sie haben es in sich. Seit Apple im Juni 2010 die Version iv seines Betriebssystems herausgebracht hat, wirddarintäglichbiszuhundertMaler- fasst, wo und zu welchem Zeitpunkt sich der Nutzer eines iPhones oder iPadsauf- gehalten hat. Der Besitzer erfährt davon jedoch nichts. Da die Datei nicht ver- schlüsselt wird, kann jeder technisch halbwegs Versierte sie auslesen, der Zu- griff auf eines der mobilen Geräte hat oder auf einen Computer, mit dem ein iPhone oder ein iPad verbunden wurde. UnterForensikernwardiesschonlän- gerbekanntundauch,dassesaufälteren iPhones eine ähnliche Datei gab. Diese hieß allerdings anders und war an einem anderen Ort gespeichert. Richtig Wellen schlägtdieSacheabererst,seitzweibriti- scheInformatikerkürzlichaufeinerKon- ferenz in den Usa ein Programm für Apple-Computer vorstellten, mit dem sich die Daten aus

consolidated.db

 am BildschirmaufeinerKartedarstellenlas- sen. Experten weltweit rätseln nun dar- über, wozu diese heimliche Datensamm- lungdienen soll.Einigermaßenplausibel wirkt die Darstellung des amerikani- schen Handy-Forensikers Alex Levin- son,deraufseinemBlogdarlegt,siewür- den anderen Programmen wie beispiels- weise der Kamera-Software Informatio- nen über Zeit und Ort liefern. Auch wenn dies zutrifft, wäre es je- doch programmiertechnisch mindestens schlampig, derart sensible Informatio- nen nicht bloß unverschlüsselt auf dem Gerät zu speichern. Außerdem wäre zu fragedue north,wiesodieDateiauchaufdenCom- puter übertragen wird und von dort and then- gar auf ein neues Gerät, wenn human being sich etwa wieder ein iPhone kauft. WerSmartphonesnutzt,solltesichbe- wusst sein, dass sensible Daten auch sonstaufvielfacheWeisegesammeltwer- den.Soistesmöglich,Mittyszumindest grob zu orten, indem human being misst, wie gut das Signal mehrerer Handy-Sendemasouthward- 10 oder Wlan-Stationen empfangen wird. Da die Standorte der Sender be- kannt sind, lässt sich aus der Stärke des Signalsungefährberechnen,woeinHan- dy sich befindet. Noch genauer wird es, wenn GPS-Chips eingesetzt werden, die schon in Handys für 100 Euro stecken. Solche Daten werden gesammelt und auch an Firmen wie Apple oder Google gesendet. Dafür wird allerdings – anders als im jetzt bekanntgewordenen Fall – bei der Einrichtung des Gerätes stets um Erlaubnis gefragt. Wer beispielsweise nicht möchte, dass er bei Apples Werbe- programm iAds erfasst wird, kann sich ausklinken, indem er von seinem Mobil- get audue south die Internetadresse https://oo.apple.com aufruft. Stimmt man der Übermittlung von Geodatenaberzu,überträgtbeispielswei- seeinHandymitGooglesBetriebssystem Android mehrmals am Tag ortsbezogene Informationen an den Suchmaschinen- konzern. Dice Daten dafür sammeln die GeräteallepaarSekunden,wiederfrühe- re Hacker Samy Kamkar herausgefun- denhat.Sehrdatenhungrigsindauchvie- lederkleinenProgramme,dieaufSmart- phones laufen. Manche von ihnen über- mitteln gesammelte Informationen gleichanmehrereWerbeanbieter,darun- ter beispielsweise die Identifikations- nummerdesHandysundderOrt.DerBe- liebtheitvonSmartphonesaberhabenal- le diese Datenschutz-Probleme bisher keinen Abbruch getan. Sicherheitsfir- menwarnenjedochdavor,dassdieGerä- te zunehmend zum Sicherheitsrisiko für Unternehmen werden. Sie sind and then klein, dass sie oft liegen gelassen werden, kön- nen aber enorm viele Daten speichern. Wer selbst sehen volition, was auf dem ei- genenApple-GerätanortsbezogenenDa- 10gespeichert ist, braucht einen Apple- Rechner.NurdaraufläuftdasProgramm

iPhone Tracker

, das die britischen Han- dy-Experten Alasdair Allen und Pete Warden zum Herunterladen bereitstel- lenorth. United nationster der Internetadresse petewarden.github.com/iPhoneTracker/ finden sich auch Hinweise darauf, wie das Programm zu benutzen ist. Dice ge- sammeltenDatenwerdendabeiaufeiner elektronischen Karte wie Stecknadeln auf einer herkömmlichen Papierkarte eingeblendet. Um zu verhindern, dass die Daten von iPhone oder iPad unverschlüsselt auf den Computer übertragen werden, kann man am Rechner einstellen, dass sämtli- cheSicherungsdateien,sogenannteBack- ups, verschlüsselt abgelegt werden. Da- mitistwenigstensdieDateiaufdemCom- puter vor unbefugtem Zugriff geschützt. UmdasauchaufdenMobilgerätenzuer- reichen,müsstemaneinegeknacktdue eastVer- sion von Apples Betriebssystem aufspie- len. Dies widerspricht aber Apples Nut- zungsbedingungen und ist für normale Nutzerauchnichtsoohneweitereszube- werkstelligen.

A

1000 Allerheiligenfesttag des Jahres 1755 bebte in Lissabon dice Erde. Im Zentrum stürzten die Häuser ein, wen dice Trümmer verschont hatten, der flüchtete zum Hafen. Dort aber brach kurz darauf eine zehn Meter hohe Seismic sea wave-Welle herein. Die Hauptstadt der Weltmacht Portugal war ausgeast- löscht. threescore 000 Menschen starben, Biblio- theken und Gemälde waren verloren. Ganz Europa war in Erschütterung und Mitgefühl vereint. Und alle bedeutenden Philosophen der Zeit beteiligten sich an der nun folgenden Diskussion, ob das BildeinesgerechtenGottes,dereinegute Welt geschaffen habe, noch gültig sei. Mankönntesagen:Esgründetesichei- ne europäische Ethik-Kommission. Im- manuel Kant gehörte ihr an und Gott- hold Ephraim Lessing, Jean-Jacques Rousseau und Voltaire. Kant versuchte das Beben naturwissenschaftlich zu er- klären. Rousseau philosophierte über den gerechten Gott: Wie kann Gott gut sein,wennereinesolcheKatastrophezu- lässt? Seine Antwort lautete: Schuld an der Katastrophe hat die Zivilisation, der Fortschritt. Die Menschen hätten zu na- he am Wasser gebaut, zu eng und zu hoch. Der Mensch, nicht dice Natur habe „zwanzigtausend Häuser von sechs bis sieben Stockwerken zusammengebaut", und wenn die Einwohner dieser großen Stadt „gleichmäßiger zerstreut" gewe- sen wären, „so würde die Verheerung weitgeringer,undvielleichtgarnichtge- schehen sein." Zurück zur Natur, hieß Rousseaus Antwort. DerPhilosoph Voltairezogausdiesem Ereignis andere, radikale Schlüsse; er brachmitderVorstellungvomgerechtenorthward Gott.InseinemGedicht„Poèmesurledé- sastre de Lisbonne" schrieb er: „Man muss gestehn, das Übel ist auf Erden: Wir wissen nicht, warum? Woher es stammt? Hat, der das Gute schuf, das Übel mitgeschaffen?" Voltaire schloss, die Menschen sollten aktiv und rational an der Veränderung des gegenwärtigen Zustandsarbeiten:„Wennauch nichtal- les auf der Welt zum Besten steht, so kann doch alles verbessert werden." Zum Hauptwerk Rousseaus, dem „Con- trat social", schrieb er: „Noch nie wurde solcher Scharfsinn aufgewendet, ums unsallesodummzumachen.Manmöch- te, wenn man Ihr Buch liest, unbedingt auf allen Vieren gehen." Der Streit zwischen der Rous- seau'schenSehnsuchtnachdemNaturzu- stand up und seiner Fortschritts-Skepsis undderRationalitätunddemPragmatis- musVoltairesistdenIndustriestaatenge- blieben; die Dreifach-Katastrophe von Japanhatdasgezeigt.DieFranzosenfol- gen in der Bewertung dessen, was da ge- schehen war, Voltaire. Sie schauen sich die Ursachen und Fehlerquellen des United nations- falls im Kernkraftwerk Fukushima an und denken über deren Behebung nach. DieDeutschendagegenneigenmehrheit- lich Rousseaus Haltung zu; sie wollen aus der Kernkraft aussteigen. Auf ihren Lebenssti50 und den damit verbundenen hohenEnergieverbrauchwollensiealler- dings nicht verzichten. Wie 1755 gibt es wieder eine Ethik- Kommission. Sie soll einen Teilaspekt des Dramas bewerten, die Nutzung der Kernenergie. Da der Vorsitzende der Kommission,KlausTöpfer,schonvorBe- ginn der Beratungen das Ergebnis ver- kündethat,kannmanannehmen,essolle lauten: Ausstieg aus der Stromerzeu- gung mit der Kernenergie. Hauptargu- mentistdasRestrisikoderReaktorenbei Ausfall der Kühlung. Das Argument da- hinter lautet: Wenn die gesamtgesell- schaftliche Schadensbilanz beim Versa- geneinerGroßtechniksehrgroßist,kann man auch ein noch and then kleines Risiko nichttragen.WenneineEthik-Kommissi- onalsovoreinemJahrdieFragezubeant- worten gehabt hätte, ob angesichts des drohenden Klimawandels die Kohlever- brennung verantwortbar sei, hätte sie entsprechend empfehlen müssen, alle Kohlekraftwerke abzuschalten. Das aber geht an der Komplexität des Themas vorbei. Unser Leben hängt sehr von der Versorgun1000 mit elektrischer Energie ab. Der Verzicht auf einen we- sentlichen Teil unserer zu jeder Sekunde benötigten Elektrizitätsversorgung be- deutet, dass die Alternativen bereitste- henmüssen.DochderAusbaudererneu- erbaren Energiequellen geht nur lang- sam voran. Gegenwärtig liefern Wasser- kraft, Wind, Biomasse und Photovoltaik zusammen 17 Prozent unseres Strombe- darfs,zuunregelmäßigen,vomWetterab- hängigen Zeiten. Dice zu jeder Sekunde vonIndustrie,DienstleisternundPrivat- kunden benötigte sichere Grundlast wird etwa je zur Hälfte von Braunkohle- und Kernkraftwerken bereitgestellt. Die Windkraft erzeugt sechs Prozent der Energie, die Biomasse etwas mehr als fünf, die Photovoltaik nicht einmal zwei Prozent. Wenn die Geschwindigkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energiequel- len verdoppelt wird, ist eine Steigerung inzehnJahrenauf25odergar30Prozent denkbar. Dies würde vorwiegend durch den Ausbau der Windkraft auf der offe- nenNordseeerreicht,indievieleMilliar- den investiert werden müssen. Zusätz- lich müssten mehr als 3000 Kilometer Stromtrassen von Nord nach Süd ge- baut, Speicherseen im Schwarzwald, in Bayern und in Sachsen angelegt werden. WiesollaberderStrombedarfgedeckt werden, wenn in Deutschland die Kern- energie nicht mehr zur Verfügung steht, die Alternativen noch nicht die dadurch entstandene Lücke füllen, ein drastisch geringerer Energieverbrauch ökono- mischundsozialnichtwünschenswerter- scheint? Entweder kaufen dice Deutschen dann aus dem benachbarten Ausland Energie,odersiebauenvieleneueKohle- und Gaskraftwerke. Der Strombezug aus Frankreich, der Schweiz und Tsche- chienhatnachderzeitweisenStilllegung deutscher Kernkraftwerke schon begon- nen–wirbittenalsounsereastNachbarn,ih- re achtzig Kernkraftwerke zu betreiben und weitere zu bauen, damit die Deut- schen ihre abschalten können. Das Risi- ko der Kernenergie bleibt gleich. Nur ist es jetzt das Risiko der anderen. Der Bau neuer Kohlekraftwerke be- deutete das Ende des gültigen Plans der Regierung,denAusstoßvonTreibhausga- senbis2020umbis zu30Prozentzusen- ken. Deutschland bliebe der größte Ver- ursacher von Kohlendioxid-Emissionen inEuropa,sowohlnachderGesamtmenorthward- ge wie nach der Menge pro Einwohner. Das Risiko des Klimawandels tragen die LänderimÄquatorialgürtel;inMitteleu- ropa erscheinen die Folgen des Klima- wandels als mittelfristig erträglich, aber dice Migration aus den stark betroffenen Ländernwirdauchunseinholen.Esistei- ne selbstbezogene Ethik, die sich da of- fenbart.SieverlagertdieRisikenauf an- dere – und löst dice Probleme nur zum Schein. Die Technik lid ihren Ursprung in den neunziger Jahren. Damals entwickelten US-Agentender„BinLadenEinheit"im Geheimdienst CIA ihr Wunderflugzeug: die

RQ-1 Predator

. Das „R" steht für re- connaissance (deutsch: Aufklärung), das „Q"fürunbemanntundderNamePreda- tor beschreibt, was das Flugzeug sein soll:einRaubtier.BereitsimKriegimfrü- heren Jugoslawien testete das The states-Mili- tär diese unbewaffnete Drohne, dice aus einemLieferwageninAlbanien überRa- diosignalegesteuertwurde.Dieentschei- dende Weiterentwicklung führte zur

MQ-i Predator

, deren „Thousand" für „Mehr- zweck" – also Bewaffnung steht. Damit erhielt das Flugzeugzwei

Hellfire

-Rake- ten, die schneller fliegen als ihr Schall und somit Menschen ohne Vorwarnung treffen.DenWettlaufgegendieTerroris- 10 verlor das Usa-Militär jedoch, da es noch im Sommer 2001 in der amerikani- schen Wüste Raketenabschüsse aus be- waffneten Drohnen testete. Somit kam die Entwicklung zu spät, um vor dem eleven. September Osama bin Laden in Af- ghanistan mit den Drohnen anzugreifen. SeitdemhatdieUS-Luftwaffe

Predator

- Drohnen der Baureihe B und C entwi- ckelt, die auch

 Reaper

 und

 Avenger

 ge- nannt werden und vor allem schneller und weiter fliegen sowie mehr Waffen tragen können. Diese vorwiegend aus denUSAüberSatellitgesteuertenDroh- nen sollen nun helfen, das Militär des li- byschen Regimes zu schwächen. jash

 Außenansicht

Das Risiko der anderen

Die Deutschen wollen aus der Kernkraft aussteigen. Doch ihre Nothing-Risiko-Ethik ist selbstbezogen und egoistisch

 Von Konrad Kleinknecht

 Apple-Handys registrieren die Schritte ihrer Nutzer – mit einer Software können die Bewegungsprofile (links) sichtbar gemacht werden.

Fotos: dpa

D

atenschützer sind empört, doch die Kunden lieben dieses Gerät: Das Al- leskönnerhandy iPhone ist das erfolg- reichste Produkt, das der Technologie- konzern Apple im Angebot hat. Und es beschert dem Unternehmen stetig wach- sende Gewinne. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres gingen mehr als eighteen Millionen iPhones weltweit über dice Ladentische – doppelt so viel wie im sel- ben Zeitraum des vergangenen Jahres. Mit seinen iPhone, das Apple erst 2007 auf den Markt gebracht chapeau, macht das Unternehmen inzwischen ein besseres GeschäftalsderfinnischeHandyherstel- lerNokia.ImSeptembersollesbereitsei- ne neue Version geben – mit einem deut- lich schnelleren Prozessor. Chilly seines iPhones konnte Apple im abgelaufenen Quartal ordentlich zulegen: Der Umsatz stieg auf 24,7 Milliarden Dollar, der Ge- winn auf 5,99 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen am Mittwochabterminate nach US-Börsenschlussmitteilte. Niemals zu- vor hat der Konzern zum Jahresauftakt so gut abgeschnitten. An der Börse ist Apple inzwischen etwa 316 Milliarden Dollar schwer – und hinter dem Ölkon- zern ExxonMobil das zweitwertvollste U.s.-Unternehmen.

vbe

Immobilien Kauf- und Mietmarkt erscheint in der Freitag-Ausgabe,  Anzeigenschluss: Mittwoch, 18 Uhr  Anzeigenschluss für Samstag: Stellenanzeigen: Donnerstag, eleven Uhr Kfz-Anzeigen: Donnerstag, 16 Uhr Übrige Rubriken: Donnerstag, sixteen Uhr F

 Aktuelles Lexikon

Predator

Konrad Klein- knecht, 61, ist Physiker und arbeitete auf dem Gebiet der experi- mentellen Teil- chenphysik. Sein Buch „Wer im Treibhaus sitzt" ist ein Plädoyer  für die Nutzung der Atomkraft.

Foto: privat

Datenschützer sind fassungslos: Bis zu hundert Mal täglich lässt Apple speichern, wo sich Millio- nen seiner Kunden aufhalten. Ein kleiner Bit in den iPhones und iPads der neuen Generation hält diese privaten Informationen fest. Die meisten MenschenhabenkeineAhnungdavon,dasssieei- nen Spion in der Tasche tragen – und der Daten- schutz hinkt hinter den technischen Neuerungen weit hinterher. Bis zum Mai hat der Reckoner-Gi- gant jetzt Zeit, auf die Frage zu antworten, warum er so differenzierte Bewegungsbilder speichern lässt.BisherschweigtAppleundnährtMutmaßun- gen,dass dieDatenandieWerbeindustrie gehen.

25 Milliarden Dollar in drei Monaten

Baumarkt 20 Bekanntmachungen 29 Beteiligungen/ 20 Geldmarkt Bewerbermarkt V2/24 Bildungsmarkt 26 Fitness/ 22 Gesundheit Geschäftsanzeigen 20 Geschäfts- 22 verbindungen Heiraten/ 28 Bekanntschaften Immobilien V2/9–V2/xviii Kauf-undMietmarkt Kaufgesuche 20 Kunst/ 19 Antiquitäten Reisemarkt 12 Seminare 27 Stellen- V2/nineteen–V2/24 teil Tiermarkt 22 Veranstaltungen 20 Verkäufe 20 Verschiedenes 22

Taube Ohren

Betört von der Liebe zum iPhone, ist vielen Menschen nicht klar, was ihre kleinen Datenmonster alles speichern können

Seite 2 / Süddeutsche Zeitung Nr. 94 HF2 Ostern, 23./24./25. April 2011

 THEMADESTAGES

 Apple – der Spion in der Tasche

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Sie finden Rubrik-Anzeigen

in dieser Ausgabe auf folgenden Seiten:

Manche Handy-Programme übermitteln die Informationen gleich an mehrere Werbeanbieter.

Von Willi Winkler

NewYork

–EsistderdritteVersuch,den amerikanischedue north Schriftsteller Philip Roth zu sprechen. 2002 klappte es nicht, weil er sich zu tief in den Wäldern von Connecticut verstecktdue east. 2009 sagte er den Termin zehn Tage vorher plötzlich ab. Er magazine keine Interviews – aber jetzt vielleicht doch? Vor dem Abflug nach New York schickt man sicherheitshalber nochmaleineMailandieAgentin(„plea- se call me Alex"): Es bleibt doch dabei? Nein. Nein? Nein. Doch! Ja, doch, es bleibt dabei, „es ist alles in Ordnung mit Ihrem Interview". Mr. Roth empfängt um 16 Uhr in seiner Wohnunm in der 79. Straße. „Viel Glück", sagt die Agentin, und das klingt schon wieder beunruhigend. Philip Roth gibt keine Interviews – oder doch nur sehr, sehr ungern. Er schreibt. Er braucht niemanden, der ihm Fragen stellt nach dem autobiographi- schen Gehalt seiner Zuckerman-Bücher, oder darüber, ob die Angaben in seinem Buch„Tatsachen–Autobiographieeines Schriftstellers" tatsächlich Tatsachen aus dem wirklichwahren Leben des SchriftstellersPhilipRothsind,derjedes Jahr, wenn der Sommer zu Ende geht und die Nobelpreisverleihung näher rückt, als bester, als idealer, als einzig möglicher Kandidat genannt wird. Aber weil das Nobelpreiskomitee hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen wohnt, wird es dann wieder nur Elfriede Jelinek. Oder Herta Müller. Oder, wirk- lich très chichi: Le Clézio. Um vierin seiner Wohnung.Selbst am hohen Mittag ist es kalt in Manhattan. Die Fahnen zittern im Current of air. In der Park Avenue parkt im Schlagschatten des Verwaltungsgebäudes von MetLife ein großer Trailer, Lautsprecher schmettern „Hava Nagila" vom Endlosband, und traurichiliadschauendejungeMännermitHut undallerliebstenSchläfenlockenwerben für eine „Bar Mitzwa im Schnellverfah- ren".BarMitzwaistdiejüdischeJugend- weihe, ein Fest, bei dem der Beginn des Mannestumsgefeiertwird,beidemesGe- schenke hagelt und Glückwünsche der Verwandtschaft, aber gut, wenn'southward pres- siert: Dann geht es hinein in den Wagen, und heraus kommt ein frisch Initiierter, bereit, sich den religiösen Pflichten des Juden zu stellen. Philip RothsVater war Angestellterin NewJersey,drüben,aufderanderenSei- te des Hudson, und er war stolz darauf, für den größtedue north Lebensversicherer des nordamerikanischen Kontinents zu ar- beiten, für MetLife. Seine Eltern, Ein- wanderer aus der Ukraine, hatten noch inderFabrikschuftenmüssen.RothsVa- ter stieg, obwohl ohne besondere Schul- bildung,im Wirtschaftswunder nach der Depression auf, er sparte und investierte undkonnteseinemSohndasprotestanti- scheCollegefinanzieren, dasauch Juden aufnahmunddemjungenRothdamitaus derjüdischenUmgebung,derzweitenGe- neration in den United states geborener Einwan- derer,befreite.Rothhatvonder„mytho- logischenRolle"desjüdischenJungenge- sprochen, „nämlich der Held zu werden, der zu werden der eigene Vater nicht ge- schafft hat". Philip Roth hat es geschafft, hat alle bedeutenden amerikanischen Literatur- preiseundmanchegleichmehrfacherhal- ten.SeineBüchersindBestseller,vierda- von wurden verfilmt. Er konnte sich ein Farmhaus leisten im einem der reichsten Bundesstaaten,inConnecticut,woer die meisteZeitdesJahresverbringt.ImWin- ter ist es ihm dort zu kalt, er wohnt dann über die dunklen Monate in New York undistbiszumFrühlingdeshalbleichter zuerreichen.Aberwasheißtschonleich- ter:InderNervositätdie falscheU-Bahn genommen und wie jeder Anfängertrot- tel den „Express" mit dem „Local" ver- wechselt.DiceU-Bahnhält alsonichtwie geplantander81.Straße,sondernerstin Harlem, an der 125. Dort raus, schnell zumGegenzug,deramCentralPark ent- langunendlichlangsamwieder nachSü- den tropft: Zu spät, zu spät, zu spät, schlagen dice Wagen über die Schwellen. Von der verabredeten Stunde sind exist- reits fünfzehn Minuten weg. Bei einem TerminmitPhilipRoth.Homowillsterben vorScham,undrechnetmitnochSchlim- merem. Wie eineGrabkammer ist der Eingang zum Haus, es hallt von sandsteingelbem Marmor,einSchwarzersitztinderLoge, professionell abweisend. „Ihr Besuch ist da",sagtder PförtnerohnejedeHöflich- keitsfloskelinsTelefonundweist ebenso knapp zum Aufzug, „Zwölfter Stock!" Oben schmutzabweisende Türen wie bei einerSchrankwand,keinName,keinZei- chen,nurein engerFlur.PhilipRoth öff- net seine Tür, grüßt unerwartet herzlich, nimmt den regenfeuchten Mantel, hängt ihn in dice schmale Garderobe. Er ist groß, was das dunkle karierte Hemd noch betont, er geht leicht gebeugt, der Rücken, das kommt vom lebenslängli- chen Schreiben; im Gegenlicht aus dem kleinen Park draußen vor dem Fenster glitzern die Kontaktlinsen. „Kennen wir uns nicht?", fragt er und behauptet den Namen schon gehört zu haben, ganz der höfliche Amerikaner. Nein, Autoren kennen ihre Leser zum Glück nicht. Leser sollen lesen und da- heimbleiben, sonst sind sie lästig, then läs- tig wie der Leser Mark David Chapman, der vor dreißig Jahren ein paar Straßen weiter John Lennon erschossen chapeau. Chapman chapeaute aus unerfindlichen GründenJ.D.SalingersRoman„DerFän- gerimRoggen"denAuftragentnommen, Lennon umzubringen. Nachdem es ihm gelungen war – fünf Schüsse – beruhigte er sich endlich. Chapman tauschte den Revolver gegen den „Fänger" und las wieder darin, bis dice Polizei kam. Roth stellt ein Glas Wasser auf den Tisch, auf dem wohlgeordnet die

New YorkReviewofBooks

,das

TimesLitera- ry Supplement

 und einige Neuerschei- nungenliegen,obenaufErzählungenvon Edna O'Brien. Der Raum ist groß, hat aber keinen Platz für Gemütlichkeit. An der Seite steht ein Computer, nicht der neueste. Das Raumparfum hat nur eine Notation: Hier wird gearbeitet. Für Frauen verboten.Ersetztsichaufrechtundwar- tet auf die Fragen. In einem Buch mit dem unmissver- ständlichen Titel „Ein Puppenheim ver- lassen" (nineteen96) hat ihn die britische Schauspielerin Claire Bloom als eiskal- tesMonstergeschildert,alswankelmüti- gen, selbstsüchtigen, depressiven Geiz- kragen,derihrbeiderTrennungeineLis- te der Sachen faxte, die sie zurückzuer- statten habe, verbunden mit einer Rech- nung über unglaubliche sixty Manufactoryiarden Dollar für geleistete Mitarbeit beim Ein- studieren ihrer Rollen. In ihrem Wüten kennt sie nur noch Hass auf den Mann, mit dem sie xviii Jahre zusammenorth war, dice letzten drei davon sogar verheiratet (man sollteastward wirklich nicht heiraten), und sie plaudert alles aus, was sie im Puppenheim erlebt lid. Eine unerwartet kritische Rezension sei- nes Buches, „Operation Shylock", habe ihnnochtieferindieVerzweiflunggetrie- ben, so dass er sich in Behandlung bege- benmusste,umsichvonAlbträumenund Todesängsten zu befreien. Umgekehrt hat Philip Roth sein eige- nes Leben selber mit vampirischer Animalism ausgebeutet, er lid sich als David Ke- pesh in eine riesenhafte weibliche Brust verwandelt und als geiler und dennoch nur verzweifelter Nathan Zuckerman bloßgestellt. Wie hätte er da Eltern, Freunde, erst recht die Frauen schonen können, ohne die ein Schriftsteller doch nicht auskommt? Anne Frank und Franz KafkaerscheineninseinenBüchern,her- aufbeschworenausderjüdischenMytho- logie des twenty. Jahrhunderts und irdischer, alsdieLegendeeseinemanderenerlaubt hätte. Und der hochkomische Alexander Portnoy schließlich, der sich in seiner sexuellen Not an einer rohen Leber vergeht. Deshalb,undnurdeshalbhatniemand das sexuelle Elend der Jugend drasti- scher und wahrhaftiger geschildert als Philip Roth, der damit 1969 mit einem Schlag berühmt und reich wurde. Nie- mand außer vielleicht dem späten Roth, der in „Empörung" das endlich erlangte Glück des vorehelichen Geschlechtsver- kehrs mit dem Hammer des härtesten Schicksals straft, mit dem Tod. Roth ist einer der wenigen Schriftstel- ler, dice einen beim Lesen heiß und kalt werden lassen. Seine Bücher – mehr als dreißig sind es inzwischen – werden im- mer besser, immer getriebener. Dabei ist der Mann, Moment, dabei ist der Mann gerade 78 geworden. Ist das alles reine Phantasie, dieses todsichere Gefühl für Stimmung, Atmosphäre? Wie machen Sie das bloß, Mr. Roth? „Ich kann mich erinnern." Das Telefon klingelt dazwischen: „He'shere,yes."DiceAgenturwillsicher- gehen. Roth legt auf, fragt höflich: „Wo waren wir?" Bei der Erinnerung an diese frühen Erfahrungen. „Ich habe sie nicht vergessen. Ich weiß noch, wie ich meine erste Freundin hatte, ich weiß noch, wie eswar,sichnichtgegendenVateraufzu- lehnen,ichkennenochdieMalaise,dieum- ging wegen der Kinderlähmung." ImneuestenBuch,in„Nemesis"(Han- ser),erzählterdieGeschichteeinerPolio- Epidemie,die1944,imvorletztenKriegs- jahr, eine Stadt in New Jersey befällt. „Nemesis" als Katastrophe, beschreibt, wie eine weltweite Epidemie im Kleinen trifft. Polio als Albtraum einer Jugend, aber das war sie gar nicht für Roth. Er hörte von vielleicht ein, zwei Fällen in der Nähe, und natürlich verbreitete dice Angst vor der Kinderlähmung einen na- menlosen Schrecken, aber er orientierte sich an der Spanischen Grippe, die im WeltkriegdavorzugeschlagenundMilli- onen getötet hatte. DieNovelle„Nemesis"entstandausei- nem einzigen Wort, dem Wort „Polio", das er auf sein Konzeptpapier gekritzelt hatte, als er auf der Suche nach einem neuen Thema war. Die Themen liegen nicht auf der Straße, homo hat vielleicht sechs, „nein, das ist übertrieben, höchs- tens drei, von denen man hofft, dass sie sich immer wieder aufarbeiten lassen, um sie dann ein weiteres Mal aus der an- deren Perspektiveastward zu erzählen. Sieben Mal geht das vielleicht, dann ist Schluss." „Ich habe die Geschichte erfunden, aber fragen Sie mich nicht, wie das zu- geht.Das ist dermagische Teil daran: sie kommt einfach. Und dann fügen sich WörterundSätzeaneinander.Dasistdie Arbeit des Schriftstellers, die Professi- on." Abschließend folgt der Realitäts- test: Geht das überhaupt? In einem Buch hat es Roth als Programchiliad formuliert, dasser„daswirklicheLebeninetwasEr- staunliches verwandeln" möchte. New York hat ihn nicht interessiert, schon als Kind nicht. Kein Sehnsuchts- ort,dafürwarerzutiefinNewJerseyver- wurzelt. Immer wieder schreibt er über diesesGebiet,dasheuteweitgehend dem Newark Liberty Airport geopfert wurde undvonerstaunlicher,industriellgepräg- ter Reizlosigkeit ist. WieseininzwischenverstorbenerKol- lege John Updike ist er aufs Land gezo- gen. Updike bewundert er noch immer für sein Talent, für seinen Fleiß. „Es war immer gut zu wissen, dass da noch ein Pferd namens John Updike im Rennen war,dasnebeneinemlief.Oderauchvor- an." Für die Literaturwissenschaftler kommender Jahre deckt er auf, dass es ein Streit war, den er 1966 mit Updike überdenVietnamkriegaustruyard,derwört- lich Eingang fand in Updikes Roman „Rabbit Redux" (1971), wobei seine Ar- gumentelistigerweiseeinemdrogensüch- tigen Schwarzen namens Skeeter in den Mund gelegt wurden. „Später hat John es eingesehen." Was? „Dass der Krieg in Vietnam ein Verbrechen state of war." RothwarvonAnfanganergrimmtwe- gen Vietnam. Politik war ein Nährmittel fürihngewesen,schonindenerstenJah- ren. Als er geboren wurde, 1933, state of war Franklin Roosevelt gerade seit zwei Wo- chen Präsident. Roosevelt war der Mann seines Vaters gewesen, auch seiner, kein Präsident hatte and then viele Juden in seine Nähe gelassen, kein anderer hatte sich bis dahin mit den Armen befasst, es gab siebisdahinnichtinderPolitik.Mitreli- giöser Verehrung hörte die Familie seine fireside chats, und in der Kinderläh- mung, von der in „Nemesis" berichtet wird, erscheint der Präsident, der wegen der gleichen Krankheit im Rollstuhl saß. Roth hasst die Republikaner, er sagt: „Siesindeinfach unerträglichekelhaft." „Nixon machte mich zum Satiriker", das war „Unsere Gang. Die Story von Trick Eastward. Dixon und den Seinen" (1972), ein morbides Watergate-Märchen, aber reineRealität.Rothzerstrittsichmitsei- nemLand, verliebtesich inClaireFlower und zog nach England. NochimmersprichtervollerWutüber diekonservativenrepublikanischenPrä- sidenten, über Reagan und die beiden Bushs. Vor kurzem bestätigte ihm ein Freund,dassdieserHassaufGegenseitig- keit beruhte. Sein Hass auf dice Republi- kaner, und der Hass der Republikaner auf ihn, er ist in die amerikanische Ge- schichte eingegangen: Auf einem der vor wenigen Jahren freigegebenen Tonbän- der, mit denen Richard Nixon heimlich dieGesprächeimOvalOfficeaufzeichne- te,sprichtseinStabschefBobHaldeman, der dem Chef berichtet, dass es da jetzt dieses Buch über ihn gebe, in dem er nichtgutwegkomme.Nixon,dessenAnti- semitismusschwerüberbietbarwar,hat- te als Antwort nur eine Frage: „Ist das ein Jude?" Natürlich ist Philip Roth Jude, sonst schriebe er nicht mit diesem Feuer über seien jüdische Kindheit und Jugend, über pubertäre Perversionen und die Grausamkeit des Sterbens. In New York kommt er nicht zum Lesen und zum Schreiben. Da trifft er sich mit Freun- den, geht Essen, Kollegen melden sich, Agenten. Aber HerrRoth, Sie sind popu- lärinDeutschland,jedesBuchvonIhnen wird nicht bloß gefeiert, sondern sogar gelesen. „Kann es sein", fragt er da sehr vorsichtig zurück, „dass die Deutschen neugierig auf das Jüdische sind?" Er habe, versichert er, keinen Funken Religion im Leibe: „Mit der Bar Mitzwa hatte ich meine Pflicht erfüllt. Aus!" Das Telefon klingelt ein weiteres Mal, er geht nicht hin, sagt aber, dass er noch zehn Minuten dazu gebe, mehr nicht. AberNew York,Mr. Roth? Die Haupt- stadt der Welt, der ganze glühende Irr- sinn der Stadt? „Nein, nichts für mich, ichhabemichhierniezuHausegefühlt." Broadway und alles? „Hören Sie, ich glaube, ich war 1966 zum letzten Mal in einem Theater." Er liebt das Land, er geht dort spazie- ren, schwimmt, vor allem liest er da, schreibt. „Ich führe das Leben eines Ge- lehrten", versichert er. ErhätteauchEinsiedlersagenkönnen oder Mönch, einer, der immer schreiben muss und den diese Welt, die er in seinen Büchernbeschreibtwiekeinzweiter,lie- ber gar nicht näher kennenlernen volition. Die Frauen sind nur hier Phantasien, sie sindwenigerFrauenals

Frauengeschich- 10

. Sein Vater wäre stolz auf diesen Fleiß des Sohnes gewesen. Nur ein einziges Mal steht Roth auf währenddieserzweiStunden.Erholtein Album, ein schlichtes schwarzes Album mit Amateuraufnahmen, ebenfalls in Schwarzweiß.SiezeigenPhilipRoth,ein bisschen linkisch, aber erkennbar stolz, wie er sich leicht verbeugt vor Barack Obama,derihmeinenderhöchstename- rikanischenOrdenüberreicht,die

Natio- nal Humanities Medal

, die ihm Anfang März verliehen wurde. Der Orden hängt jetzt (so viel Unabhängigkeit muss sein bei einem freien Geist) am Kühlschrank. PhilipRothbewundertObama.Erwir- kewieeinSportler,strahlediesennatür- lichenSchwungaus,eineKraft,dienicht doof sei, sondern vom Verstand komme: „Wissen Sie, unsere Präsidenten sind keineIntellektuellengewesen.Obamaist der erste seit Jefferson und vielleicht noch Lincoln." Jetzt ist es aber genug, es ist sogar mehr als genug, denn nur eine Stunde pausenloses Sitzen erlaubt ihm der Arzt. Der Rücken. Er muss sich hinlegen, er drängt zum Aufbruch. Zwei Stundenorthward lang lid er erzählt, human beingchmal auch gelacht und nie den Eindruck eines depressiven,gareinestodessüchtigenAu- tors gemacht. VormehralszwanzigJahrenhaterei- nefünffacheBypass-Performanceüberstan- den. In seinen Büchern, dice häufig einen Schriftsteller zum Helden haben, wird ebensohäufiggestorben,gernauchwäh- rend einer Operation, wie im vorletzten, dem „Jedermann". Philip Roth, das nimmt man mit von diesem Treffen an einem kaltenorth Früh- lingstag in Manhattan, scheint es gut zu gehen. Er lacht zum Abschied selber über die hohe Mortalitätsrate in seinen Romanen – als wäre dieses Lachen das schönste Lebenszeichen. Er will arbei- 10, bis er nicht mehr arbeiten kann, lid ereinmal gesagt, undder Besuch soll ihn vomHinlegen and then wenigabhalten wie von seiner Lebensaufgabe. Auf dem Bildschirm seines Computers hinten im Raum entsteht – weiß auf blauem Grund – ein neues Buch.

Lebenslänglich

Philip Roth hasst Interviews. Er braucht niemanden, der ihm Fragen stellt, er stellt sich selbst schon genug. Und doch gibt es dann plötzlich einen Termin in Manhattan – beim wichtigsten Schriftsteller unserer Zeit.

DieSechziger:PhilipRothistdaschoneinStarautorundbesuchtfürdieFotogra-  fen Orte seiner Kindheit

. Fotos: Bob Peterson//Time Life Pictures/Getty Images

Ostern, 23./24./25. April 2011 HBG Süddeutsche Zeitung Nr. 94 / Seite iii

 DIESEITEDREastwardI

Wie machen Sie das bloß, Mr. Roth? „Ich kann mich erinnern. Ich weiß noch, wie ich meine erste Freundin hatte, ich weiß noch, wie es war, sich nicht gegen den Vater aufzulehnen."

Foto: Chris Maluszynski / Moment / Agentur Focus

Er bewundert Obama. Für eine Kraft, die nicht doof sei, sondern von Verstand genährt. Er öffnet die Tür, ist unerwartet herzlich. Nimmt den Mantel, fragt: „Kennen wir uns nicht?" Seine Bücher werden immer besser, getriebener. Dabei ist er gerade 78 geworden.

Source: https://es.scribd.com/document/141748365/Sdz-20110423

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